Zur Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) kamen über 560 Personen aus ganz Deutschland zusammen – Wissenschaftler:innen/Lehrende an Hochschulen, Student:innen, Praktiker:innen der Sozialen Arbeit sowie Mitglieder und Nichtmitglieder der DGSA und auch MOBILEE war dabei. Das Fokusthema der Veranstaltung war: „Soziale Arbeit als Akteurin im Kontext gesellschaftlicher Transformation.“
In über 60 Panels wurden dabei vielfältige Seminare und Workshops rund um das Fokusthema angeboten. Gerahmt wurden die Panels von Grußworten und 2 Keynotes zu Tagungsbeginn, die eine inhaltliche Grundlage für Tagung bildeten, sowie einer Abschlussvorlesung und der Verleihung von Poster- und Dissertationspreisen.
In der ersten Keynote von Silke van Dyk zu „Community-Kapitalismus und der Verzivilgesellschaftung der sozialen Frage als Herausforderung für die Soziale Arbeit“ wurde deutlich, dass es zu zunehmender Informalisierung, Deprofessionalisierung, Auslagerung und Ausbeutung in der Sozialen Arbeit kommt. Laut van Dyk kommt es u.a. verstärkt zu einer positiven Aufladung von Freiwilligentätigkeiten und der Schaffung von Graubereichen, die mit der Zahlung von Pauschalen/Aufwandsentschädigungen an Ehrenamt/Übungsleiter:innen gezielt angeregt werde. Dies ist problematisch, da fließende Übergänge von Engagement zu prekärer Erwerbsarbeit zunehmen, weil der Einsatz Engagierter kostengünstiger ist als die Schaffung neuer (Fachkraft-)Stellen. Das Resultat: Immer mehr „Laien“ übernehmen professionelle Aufgaben der Sozialen Arbeit.
Auch im Feld der Sozialen Arbeit mit Sport und Bewegung gilt es aus MOBILEE-Sicht sich mit Thematik zu auseinandersetzen und eine fachliche Fundierung und Qualifizierung für die Umsetzung guter Angebote zu unterstützen.
Im zweiten Impuls von Miriam Burzlaff zur „Sozialen Arbeit als Gestalterin gesellschaftlicher Transformationsprozesse“ wurde verdeutlicht, dass diese Gestaltungsprämisse empirisch wenig haltbar ist, da nur rund 7% der Mitarbeiter:innen der Sozialen Arbeit im Bereich „policy practice“ (Strukurveränderungen/pol. Praxis) tätig sind. Dies wird dem professionellen Selbstverständnis der Sozialen Arbeit nur wenig gerecht, da Soziale Arbeit gleichsam individuelle und strukturelle Entwicklung anstrebt, andererseits jedoch oft nur wenig politische Lobby hat. Hier zeigt sich auch deutlich, wie wichtig Initiativen wie MOBILEE sind, die an einer strukturellen Verankerung/Entwicklung und mehr Sichtbarkeit der Sozialen Arbeit – mit Fokus Themenfeld Sport und Bewegung im Fall von MOBILEE – arbeiten.
Neben den anschließenden Panelbeiträgen und diskutierten Herausforderungen und Lösungsansätzen für die Soziale Arbeit waren auch die Zwischengespräche im Rahmen der Veranstaltung wertvoll. Dabei wurde auch ein großes Interesse am Themenfeld „Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung“ und dessen Weiterentwicklung deutlich: Beispielweise hinsichtlich der Qualifizierung von Fachkräften durch bewegungsbezogene Vertiefungsmodule im Studium oder speziellen Weiterbildungen, um zunehmend mehr Fundierung und Umsetzung in der Praxis zu ermöglichen.
Ein Fazit der Veranstaltung ist, was auch der Abschlussvortrag nochmal verdeutlichte, dass es mehr Sichtbarkeit, Stärkung, sowie (Ressourcen-) Unterstützung der Sozialen Arbeit braucht, um ihrer Wichtigkeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt gerecht zu werden.
Vorausblickend: Die nächste DGSA-Jahrestagung findet am 25./26.04.2025 in Mönchengladbach an der Hochschule Niederrhein statt.
Infos zur DGSA:
Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft für die Soziale Arbeit und wurde im Jahre 1989 als gemeinnütziger eingetragener Verein gegründet. Sie widmet sich der Förderung der Disziplin und Profession Sozialer Arbeit und entfaltet dafür eine Reihe von Aktivitäten in Forschung, Theorie und Lehre. Neben dem Fachdiskurs innerhalb der Sektionen und Fachgruppen gehören dazu auch die Veröffentlichung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie curriculare Weiterentwicklungen und die Förderung des wissenschaftlichen und professionellen Nachwuchses. Ebenso begreift die DGSA es als ihre Aufgabe, sich mit fachlichen Beiträgen aktiv in gesellschaftspolitische Debatten einzubringen. Die DGSA ist dem internationalen Fachdiskurs verpflichtet. Sie widmet sich der internationalen Zusammenarbeit und stärkt so die Identität und
Wirksamkeit der Profession und Disziplin. Konferenzen, Symposien und Kolloquien ermöglichen Austausch im Sinne politischer, weltanschaulicher und fachlicher Pluralität. Die DGSA als die Fachgesellschaft zur Förderung und Pflege der Sozialen Arbeit in Wissenschaft, Ausbildung und als Praxis widmet sich satzungsgemäß explizit auch der „Förderung des
Nachwuchses in der Sozialen Arbeit“ (§ 2 Abs. 2).
Die DGSA hat eine eigene Fachgruppe für das Thema „Bewegung, Sport & Körper“. Mehr Infos hier.
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