Resümee zum Bewegungsgipfel vom 12. März 2024
Sport – endlich ein Querschnittsthema in Deutschland?
Am 12. März 2024 versammelten sich auf dem historischen Olympiapark-Gelände in Berlin Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Sport und Gesundheitswesen zum Bewegungsgipfel, um die Ergebnisse des geplanten Sportentwicklungsplans und die Wichtigkeit des damit verbundenen Runden Tisches darzustellen. Auf Einladung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach war MOBILEE zu Gast beim zweiten Bewegungsgipfel und resümiert für Euch die Veranstaltung.
Bei dem Bewegungsgipfel waren neben Nancy Faeser und Karl Lauterbach Politikerinnen und Politiker aus Bund, Ländern und kommunaler Ebene, sowie Vertreter:innen des Deutschen Behinderten Sportverbands (DBS), des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Deutschen Sportjugend (dsj) vertreten. Vertreterinnen und Vertreter der Landessportbünden blieben der Veranstaltung fern, da sie diese gemeinsam boykottierten. (Artikel hierzu: Landessportbünde bleiben fern: Die Symbolkraft des Bewegungsgipfels ist ruiniert | sportschau.de).
Am Vormittag der Veranstaltung wurden kurze Statements von den Teilnehmenden zu den Ergebnissen des Runden Tisches und des Sportentwicklungsplans gehalten. Inhalte waren dabei die Bedeutung des Sports in der Gesundheitsförderung, der sozialen und integrativen Funktion des Sports und der Notwendigkeit einer sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ministerien. In den verschiedenen Ansprachen und Diskussionen wurden immer wieder die gesundheitlichen Vorteile von Sport und Bewegung betont, die von der Senkung des Risikos für diverse Erkrankungen bis hin zur Verbesserung des mentalen Wohlbefindens reichen. In diesem Zusammenhang wurde auf die aktuell schlechte gesundheitliche Lage in Deutschland hingewiesen. Die Potentiale des Sports werden nicht hinreichend genutzt, nötige Strukturen nicht bereitgestellt. Im Vergleich zu den Nachbarländern, so der Gesundheitsminister, hätte sich die Lebenserwartung in Deutschland verschlechtert, was sich unter anderem auf mangelnde Bewegung zurückführen ließe.
Um dem entgegenzusteuern und den Sport zu fördern, benennt Nancy Faeser die fünf zentralen Arbeitsschwerpunkte, die zukünftig im Sportentwicklungsplan Berücksichtigung finden sollen:
Am Nachmittag gab es für die Gäste noch ein moderiertes Panel, das sich auf die Arbeit am Runden Tisch und die Wichtigkeit von einer sektorübergreifenden Arbeit im Bereich von Sport und Bewegung bezog.
Zu Gast waren folgende Personen:
FAZIT
Der Bewegungsgipfel 2024 hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Positive Ansätze wurden durch die Zusammenarbeit der Ministerien erkennbar, die sich gemeinsam für die Förderung von Sport und Bewegung einsetzen. Auch wurden wichtige Themen angesprochen und erste Maßnahmen diskutiert, allerdings fehlte es aus Sicht von MOBILEE an innovativen Ideen und Strategien, Sport und Bewegung für alle zugänglich zu gestalten. Sicherlich wurden bei den Arbeitsgruppen zum Entwicklungsplan Sport auch Personen anderer Sektoren einbezogen, nur kamen diese Ansätze bei dem Bewegungsgipfel zu kurz. Aus unserer Sicht müssen die Strukturen eines Bewegungsgipfels bzw. die Erarbeitung des Sportentwicklungsplans sowie dazugehörigen Unternehmungen erweitert werden.
Es macht den Eindruck, dass der organisierte Sport mit seinen Angeboten alleiniger „Problemlöser“ vielfältiger gesellschaftlicher Herausforderungen (Gesundheit, gesellschaftlicher Zusammenhalt etc.) sei, bzw. sein kann. Diese komplexen und vielfältigen Aufgaben kann der organisierte Sport mit seinen in weiten Teilen ehrenamtlichen Strukturen jedoch nicht allein bewältigen. Wir hätten uns hierfür weitere Perspektiven gewünscht und haben Vertreterinnen und Vertreter aus anderen Bereichen, wie u.a. dem Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), sowie Bildung und Forschung (BMBF), oder dem Stiftungssektor, die in diesem Bereich maßgeblich zur Finanzierung und Unterstützung von Projekten beitragen, vermisst. Ihre Perspektive und Expertise wären aus unserer Sicht wichtig gewesen, um die vielfältige Zukunft des Sports gemeinsam gestalten zu können und würde dem Verständnis einer umfassenden „sektorübergreifenden Zusammenarbeit“ gerechter werden.
Wir wünschen uns, dass die Ergebnisse des Gipfels im Sommer zu konkreten Verbesserungen führen, doch dafür bedarf es einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten und einer kritischen Betrachtung und Anpassung der bestehenden Strukturen. Es benötigt Festlegungen wie und durch wen die Ideen umgesetzt werden sollen sowie verbindliche Finanzierungsperspektiven seitens des Bundes.
Der Bewegungsgipfel zeigte noch einmal mehr, wie wichtig die Arbeit von MOBILEE als Kompetenzzentrum für Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung ist, um auf dieses Segment und die ganzen großartigen Projekte in dem Bereich aufmerksam zu machen. Es zeigt sich erneut, dass wir als Netzwerk genau auf dem richtigen Weg sind, indem wir interdisziplinär und sektorübergreifend zusammenkommen und arbeiten, um Menschen Teilhabe und Unterstützung zu ermöglichen.