Fachtag „(Auf-)bruch. Soziale Arbeit im Wandel“ in Dresden

Soziale Arbeit steht in Zeiten großer Umbrüche vor neuen Herausforderungen, besonders auch im Osten Deutschlands, wo politische Veränderungen den sozialpolitischen Rahmen stark beeinflussen. Traditionelle Gewissheiten bröckeln, rechtsextreme Strömungen dringen in das Arbeitsfeld ein, und die Soziale Arbeit ist gezwungen, mit den neuen Realitäten umzugehen und diese mitzugestalten. Der am 02. Oktober an der ehs Dresden veranstaltete Fachtag „(Auf-)bruch. Soziale Arbeit im Wandel“ (Programmübersicht) beleuchtete, wie Soziale Arbeit in diesen Zeiten als Akteurin des sozialen Wandels agieren kann.

 

Der Fachtag startete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Susanne Maurer, die den Fokus auf die Rolle sozialer Bewegungen in der Transformation der Sozialen Arbeit legte. Im Anschluss konnten die Teilnehmenden in verschiedenen Werkstätten tiefere Einblicke in aktuelle Themen und Projekte der Sozialen Arbeit gewinnen.

 

Besonders spannend aus der Perspektive von MOBILEE war der Workshop „Urbane Grenzen (auf-)brechen – Skaten im Spannungsfeld von Jugendszene, organisiertem Sport und Jugendarbeit“. Unter der Leitung von Felix Müller-Hermes (Mobile Jugendarbeit Dresden-Süd e.V.), Sophie Menzel (Treberhilfe Dresden e.V.), Rick-Marvin Hoffmann (Dresden rollt e.V. & Skateboard Academy Dresden) und Marc Witzel (Evangelische Hochschule Dresden) wurde über die Möglichkeiten der Raumaneignung durch Skaten diskutiert.

 

Felix Müller-Hermes stellte dabei seine Bachelorarbeit vor, in der er die Chancen und Herausforderungen der urbanen Raumaneignung durch das Skaten untersuchte. Im Zentrum stand die Frage, wie Kinder und Jugendliche sich den öffentlichen Raum aneignen und welche Barrieren ihnen dabei im Weg stehen – sei es durch reglementierte Plätze oder mangelnde Unterstützung seitens der Kommunen. Der Workshop war geprägt von der Diskussion über die strukturellen Herausforderungen, vor denen die Rollsportszene steht. Anders als organisierte Sportvereine ist sie oft lose organisiert, ohne feste Ansprechpartner:innen oder klare Interessenvertretungen. Dies erschwert den Zugang zu Fördermitteln oder die Beteiligung an Stadtentwicklungsprojekten.

 

Die Teilnehmenden wünschten sich unter anderem, dass die Rollsportszene mehr Unterstützung und Akzeptanz bei der Stadtplanung erhalten sollte. Ebenso wurde deutlich, dass diese Bewegungsform auch für die Soziale Arbeit an Bedeutung gewinnen könnte. Sie bietet Raum für kreative Entfaltung, soziale Integration und die Entwicklung von Eigeninitiative. Der Workshop verdeutlichte, dass Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung in diesen Bereichen aktiv werden muss, wo etablierte Strukturen an ihre Grenzen stoßen. Der Fachtag ermöglichte den Austausch neuer Ideen und zeigte, wie transformative Praktiken soziale Veränderung ermöglichen können. In einer Zeit, in der die politische und soziale Landschaft in Bewegung ist, bleibt die Soziale Arbeit als Mitgestalterin des Wandels unverzichtbar.

 

Was wir von dieser Veranstaltung mitnehmen:

 

  • Aktuelle Themen für alle zugänglich machen: Hochschulen sollten Fachtagungen organisieren, die sozialpädagogisch relevante Themen aufgreifen und auch für ein breiteres, interessiertes Publikum öffnen.
  • Sport, Bewegung und Körper neu denken: Wir müssen den Bereich Sport und Bewegung über die traditionellen Strukturen hinaus größer denken, um neue Möglichkeiten für soziale und gesellschaftliche Entwicklung zu erschließen.
  • Selbstorganisierte Gruppen stärken: Es ist essenziell, selbstorganisierte Gruppen im Sportbereich zu unterstützen, damit sie ihre Interessen eigenständig und kreativ ausleben können.
  • Mehr Teilhabe bei der Stadtplanung: Menschen aus verschiedenen Gruppen sollten aktiv in die Stadtbauplanung einbezogen werden, als Expert:innen ihrer eigenen Bedürfnisse. So können „Städte für alle“ gemeinschaftlich und bedarfsgerecht gestaltet werden. Eine Stadt ist nicht allein aus Büros planbar.
  • Unterstützende Hochschullehrer:innen: Mutige und engagierte Professor:innen und Dozent:innen sind wichtig, um Studierende, wie bei diesem Fachtag, zu fördern und sie auf ihrem beruflichen Weg zu begleiten. Danke für die Einladung Marc Witzel!

 

Weitere Informationen zu den Instutitionen/ Organisationen:

 

  • Evangelische Hochschule Dresden: Die Evangelische Hochschule bietet im Bereich Soziale Arbeit u.a. folgende Studiengänge an: BA Soziale Arbeit (Vollzeit und berufsbegleitend) sowie einen MA Soziale Arbeit. Im Rahmen bestimmter Module sind punktuell individuelle Verknüpfungen mit Sport und Bewegung im Studium möglich (Studiengänge der ehs Dresden).
  • Mobile Jugendarbeit Dresden-Süd e.V.:  Anerkannter Träger der freien Jugendhilfe in Dresden. Sozialarbeiter:innen des Vereins arbeiten in mehreren Ortsteilen mit Angeboten der Mobilen und Offenen Kinder- und Jugendarbeit. Darüber hinaus ist der Verein auch in der Schulsozialarbeit tätig und bietet Leistungen aus dem Bereich der Hilfen zur Erziehung an (mehr erfahren). Neben Rollsport wird unter anderem mit dem Bike Areal Dresden (mehr erfahren) ein weiteres Schnittstellenprojekt von Jugendhilfe und Sport angeboten.
  • Treberhilfe Dresden e.: Zu ihrem sozialarbeiterischen Tätigkeitsfeld gehören Streetwork und mobile Jugendarbeit, offene Kinder- und Jugendarbeit sowie Hilfen zur Erziehung und arbeitsweltbezogene Jugendsozialarbeit. Darüber hinaus betreuen sie Projekte in den Bereichen der Sexarbeit sowie der Prävention von Partnergewalt in städtischen Quartieren (mehr erfahren).
  • Dresden Rollt e.V.: Gemeinnütziger Skateverein und bietet unter anderem FLINTA* Sessions an (mehr erfahren).
  • Skateboard Academy: Sachsens erste und größte Skateboard-Schule bietet Skateboardkurse in Skatehallen, Schulen und Unternehmen an. Die Academy verfolgt dabei das Ziel durchs Skaten „Fehler als Chance zu verstehen, um sich selbst verbessern zu können“ (mehr erfahren).

 

Weiterführend zum Themenfeld Rollsport (bundesweit):

 

Angebote (u.a.):

 

  • Gleis d (Hannover): Hannovers Skatehallen-Projekt vom Verein zur Förderung von Jugendkultur und Sport e.V. an der Schnittstelle von Sozialer Arbeit und Sport (mehr erfahren).
  • Heizhaus (Leipzig): Das  Heizhaus ist ein soziokulturelles Zentrum und bietet an der Schnittstelle von Sozialer Arbeit und Sport neben täglichen Rollsportangeboten in verschiedensten Settings auch diverse Tanzangebote an (mehr erfahren).
  • Drop in e.V. (Berlin): Unter dem Dach der Skatehalle Berlin bietet der Drop in e.V. verschiedene Angebote Offener Jugendarbeit, Bildungs- und Integrationsarbeit sowie Erlebnispädagogik für und mit jungen Menschen an (mehr erfahren)

 

Wissenschaft (u.a.):

 

  • Prof. Dr. Christian Peters  (Hochschule Düsseldorf) hat einen Fokus auf Sport, Spiel, Körper und Bewegung in der Sozialen Arbeit und insbesondere an der Schnittstelle Skaten, Soziale Arbeit, Raum eine große Expertise, was auch die zahlreichen Veröffentlichungen und bereuten Abschlussarbeiten mit diesem speziellen Themenfokus zeigen (mehr erfahren)

 

Weiterbildung:

Die halbjährlich von der Deutschen Sporthochschule Köln angebotene zweitägige Skateboarding-Weiterbildung vermittelt (angehenden) Lehrkräften, Sozialarbeiter:innen und weiteren Pädagog:innen in Theorie und Praxis, wie man auch ohne Vorkenntnisse Skateboarding optimal in den Sportunterricht und sonstige Angebote der Jugend(sozial)arbeit integrieren kann (mehr erfahren).

 

 

 

 

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Mit unserem MOBILEE-Newsletter wollen wir zukünftig alle zwei Monate über aktuelle Themen, Projekte und Ereignisse rund um das Thema Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung in ganz Deutschland informieren. Der Newsletter soll nicht nur Neuigkeiten über unsere eigene Arbeit bei MOBILEE beinhalten, sondern insbesondere über aktuelle Entwicklungen aus unserem Netzwerk informieren. Dementsprechend möchten wir Sie und Euch bei der Gestaltung des Newsletters aktiv mit einbeziehen und freuen uns über Ideen und Inhalte – von Projekten aus der Praxis über Veranstaltungshinweise bis hin zu aktuellen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Lehre.  

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