Vollkommen zurecht sind Sport und Bewegung heute feste Bestandteile zahlreicher sozialer Hilfsinitiativen, denn die Kombination sozialpädagogischer Methoden mit Sport und Bewegung eröffnet ein enormes Potenzial. Beispielsweise machen die Erfahrungen aus zahlreichen Praxisprojekten deutlich, dass sozialarbeiterische Hilfen mit Sport und Bewegung dann besonders große Wirkungen entfalten, wenn sie direkt im Sozialraum unterbreitet werden und flexibel direkt dort ansetzen, wo sich Menschen mit Unterstützungsbedarf aufhalten.
Immer mehr Sportvereine und Organisationen der Sozialen Arbeit in Deutschland setzen deshalb Bewegung und Sport gezielt als Mittel zur Unterstützung und Förderung unserer Mitmenschen ein. Für diesen innovativen Ansatz interessieren sich nicht nur die Sportorganisationen und die gemeinnützige Branche sozialer Dientleister:innen selbst, sondern ebenfalls Wissenschaft, Sport- und Sozialpolitik und vor allem Fördermittelgebende.
Nach mehreren Jahren der Ideenentwicklung und Planung hat die Niedersächsische Lotto-Sport-Stiftung deshalb Ende 2019 den Grundstein für ein innovatives und bundesweit einzigartiges Vorhaben gelegt: die Gründung einer Plattform für Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung unter dem programmatischen Namen MOBILEE. Diese bietet allen interessierten Akteur:innen eine Plattform zum Austausch und zur aktiven Mitgestaltung, um die Zusammenarbeit an gemeinsamen Zielen zu intensivieren und in Zukunft zur stärkeren Entfaltung des Potentials sozialer Initiativen mit Sport und Bewegung beizutragen.
Das „Mobilee“ steht dabei als Sinnbild für das fragile und freischwebende Zusammenspiel der verschiedenen Akteur:innen, Organisationen, Systeme und Netzwerke.
„Sportvereine beziehungsweise -verbände leisten seit Jahrzehnten neben ihrem Kerngeschäft, nämlich den Sportangeboten für ihre Mitglieder, einen wertvollen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Sie schöpfen bei der Realisierung ihrer sozialen Initiativen in der Regel aus dem mit ihrem Sportangebot in Verbindung stehenden spezifischem Know-how. Im Laufe der Zeit hat sich so eine spezielle Form der Aufgabenwahrnehmung innerhalb der ehrenamtlich gestützten Vereins- und Verbandsstruktur des organisierten Sports in Deutschland fest etabliert.“
„Sportfördernde Stiftungen, nämlich solche mit „Sport“ als explizitem Satzungszweck, bilden einen beachtlichen Teil (ca. 10 Prozent) aller rechtsfähigen deutschen Stiftungen. Sport ist damit, hinter sozialen Zwecken sowie Wissenschaft, Bildung und Kultur, einer der häufigsten Satzungszwecke.
Daneben gibt es eine weitere Gruppe von Stiftungen, die sich Sport und Bewegung bei der Suche nach innovativen Ansätzen zur Bearbeitung oder Lösung gesellschaftlicher Probleme, indirekt zu Nutze machen. Diese Stiftungen fördern Initiativen und Projekte, die Sport und Bewegung als Mittel oder Medium zur Erfüllung anderer (Satzungs)zwecke, zum Beispiel für Integration, Bildung, Jugend- oder auch Entwicklungshilfe, nutzen.“
„Im Zwischenraum der Systeme des organisierten Sports und der professionellen Kinder- und Jugendhilfe haben sich unlängst neue Ansätze einer bedarfsorientierten und sportbezogenen Sozialen Arbeit herausgebildet.
Die Kombination von sozialpädagogischem und sportivem Know-how der in diesem Segment tätigen Mitarbeiter:innen einerseits sowie die auf Mobilität und Flexibilität ausgerichteten Organisationsformen andererseits, machen sie besonders stark für sozialraumorientierte integrative Arbeit mit benachteiligten, sozial randständigen und schwer erreichbaren Personen und/oder Gruppen.“
„Seit den 1980er Jahren findet in Deutschland eine vielschichtige Theoriediskussion zur Entstehung sozialer Probleme und ihrer Verknüpfung mit den Belangen des Körpers statt, die einen konzeptionellen Entwurf einer bewegungs- und sportbezogenen (Jugend)sozialarbeit hervorgebracht hat, der bis heute von Bedeutung ist. Auch wenn Sport und Bewegung dadurch eine enorme Aufwertung über die bloße Freizeitgestaltung hinaus als ein Medium in der Sozialen Arbeit erfahren haben, ist eine Professionalisierung des Themenfeldes innerhalb der Wissenschaft (u.a. Theorielegung, Forschung, Einrichtung von Studiengängen) bisher (noch) nicht erfolgt.“
„Die Politik unterstützt moderne sozialarbeiterische Initiativen mit Sport und Bewegung durch projektbezogene Fördertöpfe und der Fürsprache im Zuge öffentlichkeitswirksamer Kampagnen.
Um den nachhaltigen strukturellen Aufbau des Segments Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung vorantreiben zu können, bedarf es zusätzlich zu projektbezogener auch der grundsätzlichen institutionellen Förderung. Politik ist hier gefordert Möglichkeiten zu finden, damit ein innovativer Ansatz nicht in ein strukturelles ‘Dazwischen‘ etablierter Systeme und den Resorts von Sport- und Sozialpolitik gerät.“
Die Idee der strukturellen Anbindung der Plattform MOBILEE an die Lotto-Sport-Stiftung ist maßgeblich auf den Impuls eines ihrer Vorstandsmitglieder und Vertreter des LandesSportBundes Niedersachsen zurückzuführen und wurde von den Stiftungsgremien im Sommer 2019 beschlossen.
Inspiriert wurde das Vorhaben durch die langjährige praxisorientierte wissenschaftliche Arbeit vom Träger des Etihkpreises des DOSB, Professor G.A. Pilz. Die von ihm früh formulierte Verknüpfung der Belange professionaler Sozialer Arbeit mit Sport und Bewegung lieferten der Idee für MOBILEE die programmatischen Leitplanken. Verantwortlich für die konkrete Konzeptentwicklung und die Architektur des Aufbaus der Plattform war das IcanDo-Institut für Soziale Arbeit & Sport (Hannover), dessen Expertise und Erfahrung aus der Praxis bewegungsbezogener Sozialer Arbeit die Ausrichtung von MOBILEE prägen.
Wertvolle Impulse erhielt MOBILEE zudem über die Arbeit des Forums Sport und Bewegung (jetzt: Arbeitskreis) des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und dem dort erfolgten kollegialen Austausch mit den Verantwortlichen der RheinFlanke gGmbH (Köln) und der Dirk Nowitzki Stiftung (Würzburg).
Eine der Kernaufgaben der Plattform MOBILEE ist es, das Thema Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung auf möglichst vielen Ebenen der Gesellschaft zu setzen. MOBILEE möchte den Dialog anstoßen und insbesondere das Verbundsystem von organisiertem Sport und professioneller Sozialer Arbeit, Praxis, (Sport-/Sozial-)Politik, Wissenschaft und Lehre sowie dem Stiftungssektor stärken und weiterentwickeln. Um dies zu erreichen, agiert MOBILEE zukünftig als Plattform für vielfältige Maßnahmen und Prozesse der Informationsvermittlung, Beratung, Kommunikation und Netzwerk-Koordinierung.
Vor diesem Hintergrund ergeben sich folgende Ziele:
Dialog fördern: Hand in Hand Herausforderungen bewältigen
Akteure zusammenbringen: Synergien nutzen und gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken
Partner:innen unterstützen: Praktiker:innen Zugänge vermitteln und Förderer:innen beraten
Potenziale (besser) entfalten: gemeinsam Zukunftsstrategien entwickeln
Themen setzen: Förderer:innen, Politik und Öffentlichkeit sensibilisieren
MOBILEE wird dabei von der Einsicht geleitet, dass sich gesellschaftliche Herausforderungen nur durch gemeinschaftliches Engagement bewältigen und die hierfür zu bildenden nachhaltigen Strukturen leichter im Zusammenspiel mit möglichst vielen Partner*innen aufbauen lassen. Alle an diesem Thema interessierten Akteure und Organisationen (Projektanbieter*innen in freier Trägerschaft, Vereine und Verbände des organisierten Sports, Wissenschaft, Sportpolitik und Stiftungssektor) sind deshalb dazu eingeladen, sich am Aufbau eines bundesweiten Verbundsystems für Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung zu beteiligen.
193 Mitgliedsstaaten der UN haben sich 2015 auf 17 übergeordnete Nachhaltigkeitsziele geeinigt, die Sustainable Development Goals (SDG´s), die bis 2030 von allen Ländern umgesetzt werden sollen. Gemeinsames Ziel ist eine sozial gerechte, ökologisch verträgliche und ökonomisch leistungsfähige Welt zu schaffen in der alle Menschen würdig leben können. Auch die Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung kann einen wertvollen Beitrag zur Umsetzung der SDG´s leisten. Dies gilt hinsichtlich MOBILEE insbesondere für die folgenden SDG´s:
Mit unserem MOBILEE-Newsletter wollen wir zukünftig alle zwei Monate über aktuelle Themen, Projekte und Ereignisse rund um das Thema Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung in ganz Deutschland informieren. Der Newsletter soll nicht nur Neuigkeiten über unsere eigene Arbeit bei MOBILEE beinhalten, sondern insbesondere über aktuelle Entwicklungen aus unserem Netzwerk informieren. Dementsprechend möchten wir Sie und Euch bei der Gestaltung des Newsletters aktiv mit einbeziehen und freuen uns über Ideen und Inhalte – von Projekten aus der Praxis über Veranstaltungshinweise bis hin zu aktuellen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Lehre.
Mit unserem MOBILEE-Newsletter wollen wir zukünftig alle zwei Monate über aktuelle Themen, Projekte und Ereignisse rund um das Thema Soziale Arbeit mit Sport und Bewegung in ganz Deutschland informieren. Wir möchten Sie und Euch bei der Gestaltung des Newsletters aktiv mit einbeziehen und freuen uns über Ideen und Inhalte.